Kirchenchronik

Weihnachten

In der Nacht vom 6. auf den 7. Januar 2022 feierte Priester Eugen Theodor, in der heiligen Helena Kirche, die Göttliche Liturgie zum Fest der Geburt unseres Herrn und Erlösers Jesus Christus . Es folgen die Weihnachtsbotschaften von Seiner Heiligkeit Patriarch Kirill und Erzbischof Tichon von Rusa, dem Leiter der Diözese von Berlin und Deutschland.

Weihnachtsbotschaft

des Patriarchen von Moskau und der ganzen Rus‘ KIRILL

an die Oberhirten, Hirten, Diakone, Mönche, Nonnen

und alle gläubigen Kinder der Russischen Orthodoxen Kirche


Im Herrn geliebte Oberhirten,

hochwürdige Presbyter und Diakone, gottliebende Mönche und Nonnen, liebe Brüder und Schwestern!


Herzlich gratuliere ich euch allen zum großen Fest der Geburt Christi.
In dieser lichten Nacht freut sich alle Schöpfung, denn es nähert sich und kommt heute der Herr, die Erwartung der Völker und die Erlösung der Welt (Kanon im Apodeipnon des Vorfestes der Geburt Christi). Die Menschen, die nach der Verbannung aus dem Paradies die Verbindung mit ihrem Schöpfer einbüßten, erwarteten das Kommen des Heilands viele Jahre lang, und vergaßen, wie erfreuend es ist, täglich die Gegenwart Gottes zu spüren und ganz nah Seine Stimme zu hören, die Möglichkeit zu haben, sich an Ihn zu wenden und sofort Antwort zu bekommen, zu wissen, dass du in voller Sicherheit bist, da der Herr neben dir ist.
Gerade dieses Spürens von Sicherheit, Geborgenheit und Gelassenheit mangeln wir sehr heute, da die verderbliche Seuche immer noch ihre Korrekturen in unser Leben einbringt, da es schwierig ist, etwas zu prognostizieren und Pläne zu machen, da Unsicherheit bezüglich des morgigen Tages uns in Spannung hält und Besorgnis erregt. In diesen komplizierten Umständen haben wir jedoch besonders markant die Zerbrechlichkeit des menschlichen Seins verspürt, sind uns bewusst geworden, dass wir jeden neuen Tag als das größte Geschenk Gottes schätzen sollen, haben begriffen, zu welch schwerer Last die ungewollte Einsamkeit wird und wie wichtig es ist, die Möglichkeit zu haben, sich regelmäßig mit seinen Verwandten und Mitmenschen persönlich zu begegnen.
Indem wir heute auf das in der Krippe liegende Christuskind, auf Seine Allreine Mutter und auf den gerechten Josef, ihren Verlobten, schauen, verstehen wir, dass nur die Liebe zu Gott und zu den Menschen fähig ist, uns in den verschiedenen Prüfungen zu stärken, die Angst aus unseren Herzen zu vertreiben, Kräfte für das Tun guter Werke zu geben.
Denn die Allheilige Gottesgebärerin befand sich auch an einem der bedeutendsten Momente ihres Lebens in bedrängenden Umständen – in einer fremden Stadt, in einer wüstenartigen Gegend, in der Höhle für das Vieh. Doch die elende Höhle erschien Ihr als ein wunderschöner Palast (Troparion des Vorfestes), weil die Liebe zum Sohn und Gott ihr Herz übererfüllte: diese Liebe wandelte alles rings herum und die Allreine Jungfrau merkte weder die Unbequemlichkeiten, noch die äußerste Armut der Höhle. Die Dankbarkeit dem Schöpfer gegenüber und die Zärtlichkeit zum neugeborenen Kind befähigte Sie, die Schwierigkeiten geringzuschätzen und in all den Umständen die gute Vorsehung Gottes zu sehen, die Ihr der Herr herabsandte. Wie unterscheidet sich dies von unserer Wahrnehmung der von Gott gegebenen Prüfungen, als Viele, beispielsweise, während des Lockdowns sogar ihr Zuhause als Gefängnis wahrnahmen, schwermütig wurden und alles nur schwarzgefärbt sahen.
Da wir heute in Gedanken vor der Krippe des Erlösers stehen, bei der zusammen mit dem Schöpfer die ganze Schöpfung – Menschen, Tiere, Engel, die Diener des Allheiligen und Dreisonnigen Morgenrotes (Kanon im 5. Ton am Montagmorgen) anwesend ist, lasst uns uns von der Liebe Gottes umarmt und mit Christus vereint erfahren. Lasst uns die Fesseln der Angst, des Misstrauens, der Unruhe und der Verzagtheit von der Seele abwerfen, die Stimme des Sohnes Gottes hören, der auf die sündhafte Erde kommt und zu Sich ruft alle, die niedergedrückt und belastet sind, indem Er ihnen Ruhe verspricht (Mt 11, 28). Er kommt – und lehrt uns so leben, dass die eingebüßte paradiesische Seligkeit erneut zur Realität wird, und sogar mehr – dass der Mensch auf eine unbegreifliche und geheimnisvolle Weise sich mit dem Herrn vereinen kann.
Der auf der Erde geborene Himmlische König (Stichiren des Festes) hat bereits alles für unsere Erlösung getan. Uns bleibt es nur übrig, seine Liebe zu anzunehmen und auf sie durch eigene Taten zu antworten: durch ein Leben gemäß den Geboten und durch Werke der Barmherzigkeit, durch starken Glauben und das Sehnen, mit Gott zu verweilen, durch die Bereitschaft, nicht nur reichliche Erbarmungen aus seinen Väterlichen Händen zu bekommen, sondern mit fester Hoffnung und Vertrauen zu Ihm diese oder jene Schwierigkeiten zu überwinden.
Meine Lieben, wieder und wieder gratuliere ich euch zur Geburt Christi. „Niemand ist ausgeschlossen von der Teilhabe an diesem Jauchzen, – bezeugt der hl. Leo der Große, – denn der Anlass zur Freude ist gemeinsam für alle. Möge der Heilige jauchzen, da er sich der Herrlichkeit nähert. Möge der Sünder sich freuen, da ihm die Vergebung geschenkt wird“ (1. Homilie zur Geburt Christi). Möge der Herr euch allen seelische und körperliche Gesundheit, unvergängliche Freude und Geistesfrische herabsenden, euch in den Werken, die ihr vollbringt, und im weiterem Fortschreiten auf dem Weg der Erlösung stärken. Amen.

† KIRILL

PATRIARCH VON MOSKAU UND DER GANZEN RUS‘

Weihnachten

2021/2022

Moskau



Weihnachtsbotschaft

des Erzbischofs Tichon von Rusa,

Leiters der Diözese von Berlin und Deutschland,

an den Klerus, die Mönche und Nonnen und die Laien


Geliebte Väter, hochverehrte Mönche und Nonnen, liebe Brüder und Schwestern!

Herzlich gratuliere ich Ihnen allen zum großen Fest der Geburt Christi. „Alles ist heute mit Freude erfüllt“, singt die Heilige Kirche, „Christus ist geboren in Bethlehem“. In der tiefen Stille der Nacht wurde, unbekannt und unerkannt, auf Erden geboren das Göttliche Kind, und nur die Magier und die Hirten kamen zusammen mit den Engeln Ihn zu treffen. „Es ward das erfüllt, wonach die Vorväter strebten, was die Propheten verkündeten und die Gerechten zu sehen wünschten“ (hl. Johannes Chrysostomos). Gott beschloss, auf besondere Weise in die Geschichte der Menschheit einzugreifen, und durch Seine Geburt aus der Immerjungfrau wandte Er den gesamten Lauf der Geschichte.
Wenn wir versuchen, uns dem Geheimnis der Fleischwerdung Gottes zu nähern, reicht unser Blick in die Tiefe der Zeitalter hinein und sieht den Abfall des ersten Menschen, Adam, von Gott, der durch Ungehorsam zu einem Sklaven der Sünde wurde. Adams Nachkommen mussten sehr bald mit Bitterkeit feststellen, dass sie das größte Gut verloren hatten. Die Geschichte der Menschheit vor dem Kommen des Erlösers in die Welt ist voll von vergeblichen Versuchen, den seligen Zustand der Gottesgemeinschaft wiederzuerlangen. Unfähig, die Sünde zu überwinden und etwas zu ändern, verharrte die Menschheit in geistlicher Finsternis. Nur wenige der Menschen lebten in der Hoffnung auf das Kommen des Erretters, auf die von Gott gegebene Verheißung, dass die Macht des Teufels über sie nicht ewig währen und zerstört werden würde (Gen 3,15).
Die Erfüllung der Erwartungen aller Menschen zeigte sich in der Geburt unseres Herrn und Erlösers Jesus Christus. Vor mehr als zwanzig Jahrhunderten erklangen in der tiefen Stille der Nacht von Bethlehem die Worte des Himmelsboten, der verkündete, dass „Gott im Fleisch erschienen ist“ (1 Tim 3,16). In jener Nacht erklang zum ersten Mal der Gesang der Engel in der Welt: „Ehre sei Gott in den Höhen und Friede auf Erden, den Menschen ein Wohlgefallen“ (Lk 2,14). Vollendet haben sich die Prophezeiungen, erfüllt ist die alte Verheißung. „Der ewige Gott hat Sich herabgelassen in den Kreis der Jahre der Zeit, der Unendliche sich eingeschlossen in die Grenzen des Raumes; der dem Wesen nach Unveränderliche hat die Natur des gefallenen Adam angenommen und ist Mensch geworden, in allem uns gleich, außer der Sünde. Der Sohn Gottes ward Mensch, um Sünde und Tod zu vernichten“. Da Er niemanden fand, der Ihn im Himmel erreichen konnte, kam der Sohn Gottes, um alle auf Erden zu erreichen und vor dem ewigen Tod zu retten (Mt 1,21).
Indem wir den Herrn verherrlichen, der von den Himmeln herabgestiegen ist und Fleisch geworden vom Heiligen Geist und Maria, der Jungfrau, zu unserem Heil, „so wollen wir“, gemäß dem Wort des heiligen Bischofs Gregorios des Theologen, „uns Ihm hingeben, damit wir Christus gleich werden, denn Christus ist uns gleich geworden, indem er für uns Mensch wurde“. Sich Gott hinzugeben bedeutet, so zu leben, wie der heilige Apostel Paulus: „Ich bin mit Christus gekreuzigt worden, und nicht mehr ich lebe, sondern Christus lebt in mir“ (Gal 2,19-20). Sich Gott hinzugeben bedeutet, sich als „tot für die Sünde, aber lebendig für Gott in Christus Jesus, unserem Herrn“ (Röm 6,11) zu betrachten. Sich Christus hinzugeben bedeutet, nach Seinen Geboten zu leben: „Wer meine Gebote hat und sie hält, der liebt mich…“ (Jo 14,21).
Erneut gratuliere ich euch allen zum großen Fest der Christgeburt. Keiner von uns soll ausgeschlossen bleiben von der Freude an diesem Fest des Lebens, denn der Grund zur Freude ist allen gemeinsam. In die Welt ist Derjenige gekommen, Der kommen musste um des Heiles der Menschen willen. Christus, unser wahrer Gott, erfülle unsere Herzen mit Freude und dem Licht, das der Welt aufstrahlt aus der Höhle von Bethlehem; Er gebe uns die Kraft zur Erfüllung Seiner Gebote und mache uns würdig Seiner Liebe und des seligen Weilens mit Ihm in der gesegneten Ewigkeit.

+ TICHON,

Erzbischof von Rusa

Leiter der Diözese von Berlin und Deutschland

Christgeburt

25. Dezember / 7. Januar 2021

Berlin



Quellen:
https://rokmp.de/de/deutsch-weihnachtsbotschaft-des-patriarchen-von-moskau-und-der-ganzen-rus-kirill-3/
https://rokmp.de/de/deutsch-weihnachtsbotschaft-des-erzbischofs-tichon-von-rusa-leiters-der-diozese-von-berlin-und-deutschland/